Als Motorradfahrer sind wir im Straßenverkehr deutlich verletzlicher als Autofahrer. Umso wichtiger ist es, im Ernstfall genau zu wissen, wie man richtig reagiert. Entscheidend sind vor allem drei Punkte: die Sicherung der Unfallstelle, die Sofortmaßnahmen/Erste Hilfe für Verletzte und die Alarmierung der Rettungskräfte.
1. Unfallstelle sichern
Motorradfahrer haben in der Regel weder ein Warndreieck noch eine Warnweste dabei, was in Deutschland auch nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Trotzdem kannst du die Unfallstelle absichern:
- Motorrad mit Licht oder Warnblinker (falls vorhanden) so abstellen, dass andere Verkehrsteilnehmer gewarnt werden.
- Selbst möglichst sichtbar bleiben.
- Durch Handzeichen oder Zurufe andere Fahrer auf die Gefahr aufmerksam machen.
- Wenn Autofahrer oder Passanten helfen können: Sie bitten, mit Warndreieck und Warnweste abzusichern.
2. Sofortmaßnahmen und Erste Hilfe leisten
Nach der Absicherung folgt die Versorgung des Verletzten – das kann auch dich selbst betreffen. Leider ist auch ein Erste-Hilfe-Set für Motorradfahrer in Deutschland gesetzlich nicht vorgeschrieben. Achte deshalb freiwillig darauf, immer ein Erste-Hilfe-Set dabeizuhaben.
Es ist elementar wichtig sofort auf lebensbedrohliche Situationen zu reagieren und sich immer im ersten Schritt darum zu kümmern und erst danach den Notruf absetzen oder parallel durch dritte Personen ausführen lassen.
Bewusstsein und Atmung prüfen
- Den Verletzten ansprechen und prüfen, ob er reagiert.
- Atmung sehen, hören und fühlen.
– Bei Bewusstsein
- Verletzten beruhigen.
- Bequeme Lage ermöglichen und vor Auskühlung schützen, z. B. mit Jacke.
– Bei Bewusstlosigkeit
- Helm vorsichtig abnehmen (am besten zu zweit).
- Stabile Seitenlage herstellen, wenn Atmung vorhanden ist, damit die Atemwege frei bleiben.
– Keine Atmung
- Sofort mit Wiederbelebung beginnen:
- 30x Herzdruckmassage (ca. 100/Minute)
- 2x Beatmung
- Wiederholen, bis Hilfe übernimmt.
Blutungen stillen
- Druckverband anlegen, falls vorhanden.
- Wenn nichts zur Hand ist: Blutung mit der Hand oder Kleidung durch festen Druck stoppen.
Mehr Details zur Ersten Hilfe findest du hier.
3. Rettungskräfte alarmieren
Rufe schnellstmöglich die 112 an – die Nummer ist europaweit gültig. Halte dich an die 5 W-Fragen:
- Wo ist der Unfall passiert?
- Was ist geschehen?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Verletzungen sind erkennbar?
- Warten auf Rückfragen der Leitstelle.
Wenn mehrere Personen helfen: Aufgaben klar verteilen: einer kümmert sich um den Verletzten, einer ruft an, einer sichert die Unfallstelle.
Empfohlene Zusatzausstattung neben dem Erste-Hilfe-Set
Es gibt die DIN 13167, die den Inhalt eines Erste-Hilfe-Sets für Motorräder regelt. Sie legt fest, welches Verbandmaterial in einem „Motorrad-Verbandkasten“ enthalten sein muss (z. B. sterile Kompressen, Verbandpäckchen, Pflaster, Rettungsdecke, Handschuhe). Die DIN 13167 ist sozusagen die „kleine Schwester“ der DIN 13164, die für Pkw-Verbandkästen gilt.
Die folgende Zusatzausstattung kann dein Erste-Hilfe-Set sinnvoll erweitern:
- ✅ Kompakte Warnweste – sorgt für bessere Sichtbarkeit bei Pannen oder Unfällen
- ✅ Faltbares Warndreieck für Motorräder – klein, leicht und effektiv zur Absicherung
- ✅ Taschen- oder Stirnlampe (LED, USB-ladbar) – hilfreich bei Nachtfahrten oder in Tunneln
- ✅ Zusätzliche Rettungsdecke – schützt Verletzte und Helfer gleichermaßen
- ✅ Robustere Einmalhandschuhe – bieten mehr Sicherheit als Standardvarianten
- ✅ Beatmungstuch – ermöglicht eine hygienische Erste-Hilfe-Maßnahme
- ✅ Größere Kompressen/Polsterverbände – nützlich bei Schürf- und Platzwunden
- ✅ Multitool oder kleines Messer – praktisch zum Lösen von Gurten oder Schneiden von Kleidung
- ✅ Notizblock + Stift – für Unfallinfos, Koordinaten oder Kennzeichen
- ✅ ICE-Karte oder Notfall-App – erleichtert Rettungskräften die schnelle Hilfe
- ✅ Kleine Powerbank fürs Handy – sichert Notruf und Navigation
- ✅ Wasserflasche – stabilisiert den Kreislauf bei Schock
- ✅ (Optional) Kühlendes Spray oder Gelpads – hilfreich bei Prellungen oder Hitze
Anmerkung
In Österreich und der Slowakei ist ein Erste-Hilfe-Set auch für Motorräder verpflichtend.
Fazit
Als Motorradfahrer kannst du nicht so absichern wie Autofahrer und musst es auch nicht. Wichtig ist, sichtbar zu bleiben, sofort Erste Hilfe zu leisten und den Notruf abzusetzen.
Der beste Schutz: die Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs regelmäßig auffrischen. Nur so bleibt man in kritischen Momenten sicher im Ablauf.